Kann Lehm Schimmelbildung verhindern?
Schimmel ist ein optisches Ärgernis, kann aber natürlich auch gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Man unterscheidet ca. 60 verschiedene so genannte „bauschädliche“ Pilze und Sporen. Wichtig zu wissen ist, dass diese Sporen nicht etwa durch die Baustoffe eingebracht werden, sie befinden sich immer in der Raumluft.
Entscheidend sind in erster Linie Konzentration und Art der Sporen. Daneben spielt die Expositionsdauer eine grosse Rolle, also der Zeitraum, in dem Bauteile und Oberflächen einer bestimmten Konzentration von Sporen ausgesetzt sind. Weiterhin steigt das Risiko einer Schimmelbildung ab ca. 70 % relativer Luftfeuchtigkeit stark an, weil die sich ansammelnde Feuchtigkeit nur schlecht ablüften lässt. Ab ca. 80 % rel. LF ist das Wachstum von Schimmel sehr wahrscheinlich.
Damit Bauteiloberflächen schimmelfrei bleiben, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Wichtig sind sorptionsfähige Oberflächen, die zumindest vorübergehend Feuchtigkeitsspitzen einlagern und später wieder abgeben können. Mindestens genauso wichtig aber sind bauphysikalisch fehlerfreie Konstruktionen, gerade im Hinblick auf mögliche Tauwasserbildung, Wärmebrücken etc. Es wird definitiv nicht gelingen, eine bauphysikalische fehlerhafte Konstruktion durch noch so wertvolle Beschichtungswerkstoffe zu retten. Und schließlich noch die dritte Komponente, nämlich ein vernünftiges Lüftungs- und Nutzerverhalten. Es ist schlicht und ergreifend falsch zu glauben, ein Lehmputz an den Innenwänden und das Thema Schimmelgefahr ist erledigt! Das Zusammenspiel macht´s!
Schimmel tritt gerne zunächst an den Innenecken von Aussenwänden auf, weil diese i.d.R. ca. 3°C kühler sind als die restlichen Wandflächen. Fällt die Temperatur der Bauteiloberfläche unter ca. 13°C, besteht ein erhöhtes Risiko der Schimmelbildung. Es ist auch nicht verwunderlich, dass deshalb in bestimmten Räumen (z.B. Schlafzimmer) an bestimmten Bauteilflächen (z.B. Fensterleibungen) zunächst ein Wachstum festzustellen ist, weil zum einen die Wände ohnehin wesentlich kühler sind, zum anderen die Gefahr der Unterschreitung der 13 °C an den Oberflächen höher ist.
Fatal wird es meist dann, wenn man der Ansicht ist, man müsse kurzzeitig zur Erhöhung der Temperatur der Bauteiloberflächen die Tür zu den kühlen Räumen öffnen. Dann strömt vermehrt warme Luft in diese Räume, die aber auch eine gewisse Menge an Feuchtigkeit mit sich führt. Denn die kühle Luft in den kühlen Räumen kann deutlich weniger Wasser aufnehmen als die warme Luft, die hineinströmt. Somit erreicht die Luft dort sehr schnell die Sättigungsgrenze und es entsteht sozusagen ein „Feuchte-Überschuss“ im Raum, der von den kühlen Bauteiloberflächen – ob sorptionsfähig oder nicht – nicht aufgenommen werden kann. Schimmelbildung ist die Folge. Aber nichtsdestotrotz ist gerade im Schlafzimmer der Einsatz von Lehmputzen sehr hilfreich, da neben den bisher angesprochenen Problematiken noch die Feuchteproduktion durch die Nutzer hinzukommt. Zwei Erwachsene erzeugen in acht Stunden Schlaf in etwa die gleiche Feuchtigkeitsmenge wie in einer Stunde duschen!
Auch die Möblierung kann ein Problem darstellen, weil sie meist dicht an die Wände gestellt die Zirkulation der Raumluft verhindert, die überhöhte Feuchten abführen könnte. Wenn dann als zusätzliche Komponente die Oberflächentemperatur noch recht gering ist, kann dieser Belastung auf die Dauer kein Baustoff widerstehen.
Bei der Sanierung schimmelbefallener Flächen ist es unerlässlich, die Ursache zu beseitigen (es sei erwähnt, dass dies nicht immer möglich ist, wie z.B. bei feuchten Kellerwänden; hier würde man mit einer Flächentemperierung den besten Erfolg erzielen, wo die Oberflächentemperatur auf über 13 °C gesteigert wird und somit als wirksamer Schimmelschutz agiert). Hier stellen sich Fragen nach der Bauausführung, Temperaturgefüge im Raum, Untergrund, Nährstoffe, Lüftungsintervalle, Heiz- und Nutzerverhalten, Gebäudezustand usw. Es ist aber sehr wichtig zu erkennen, dass eine Sanierung ohne Ursachenbeseitigung i.d.R. wenig bis keine Aussicht auf Erfolg hat.
Je nach Befall müssen die Stellen restlos entfernt werden oder lassen sich mit weniger grossem Aufwand sanieren. Produkte wie die Putzgrundierung PRELUDIO mit seinem recht hohen pH-Wert können auch prophylaktisch wirken (hier vor allem deshalb, weil dieses Produkt keine Nährboden bietet, da vollständig frei von Weichmachern) oder sogar bei geringem Befall sanierend eingesetzt werden. Unabhängig davon aber ist Schimmel ein sehr komplexes Thema und sollte von Experten angegangen werden.